Mit Wolle zum Weltrekord

Wir haben es geschafft: Eine Häkelschnur von über 180 Kilometern.

In der Grundschule Mahlsdorf glühten in den vergangenen Monaten die Häkelnadeln. Der Grund: Schüler*innen, Erzieher*innen sowie Freunde und Verwandte arbeiteten an einem gemeinsamen Ziel – der längsten Luftmaschenkette der Welt.  Die Aktion wurde beim Guinness-Buch der Rekorde angemeldet. Ab 19. Mai läuft nun die finale Messung mit einer extra dafür angefertigten Apparatur und unter notarieller Begleitung. Nach offizieller Beglaubigung werden weitere Informationen folgen. 

Für alle, die mehr über die Hintergründe des Weltrekord-Projektes erfahren möchten, hier noch einmal das Interview mit der Organisatorin, Sabrina Flegel.

Frau Flegel, was ist der aktuelle Stand beim Häkelschnur-Weltrekord?

Gemeinsam haben wir das schier Unmögliche erreicht. Wir haben eine Häkelschnur von über 180 Kilometer erhäkelt und somit den Weltrekord in nur 4 Monaten geknackt. Nun streben wir einen gigantischen neuen Weltrekord an.

Wie kamen Sie auf diese außergewöhnliche Idee?

Da ich selbst leidenschaftlich gern häkle, habe ich mir überlegt, wie ich die Kinder für diese Art von Handarbeit begeistern könnte. Ich dachte mir, dass Luftmaschen zu häkeln als Einstieg leicht von den Kindern erlernt werden kann. Da wir der aktuellen Corona-Situation etwas positives entgegensetzen wollen, dachte ich lange über ein Projekt nach. Ich befasste mich mit dem Thema Weltrekord und fand heraus, dass es einen solchen bereits gibt – allerdings mit 170 Kilometern. Das war es! Die Idee war geboren. Eine echte Herausforderung in der Corona-Pandemie.

Was bedeutet Häkeln für Sie persönlich? Und welchen Stellenwert hat Handarbeit in diesen besonderen Zeiten?

Häkeln bedeutet für mich Kreativität und Entspannung. Und gerade jetzt, zu Zeiten der Corona-Einschränkungen ist es wichtiger denn je, nicht zu überlegen, was alles nicht möglich ist, sondern sich auf seine Ideen und Fähigkeiten zu besinnen.

Wie reagierten die Schülerinnen und Schüler auf Ihre Idee?

Die Schüler*innen waren sofort begeistert und haben ihre Begeisterung auch umgehend auf ihre Eltern und Großeltern übertragen, denn anders lässt sich nicht erklären, dass uns täglich zu Bällen zusammengerollte Luftmaschenketten erreichen. In den Hofpausen und der Freizeit sieht man aus allen Altersklassen Kinder, die sich begeistert ihre Häkelhaken schnappen und an ihrem Ball weiterarbeiten. Dabei können unsere Kinder natürlich auf den Mindestabstand achten.

Häkeln verbindet Generationen

Was sind bei diesem Projekt die größten Herausforderungen? Und wie lösen Sie diese?

Die größte Herausforderung ist die Wolle. Auch wenn alle noch so kleinen, in irgendwelchen Kisten schlummernden Wollreste verhäkelt werden, reicht das nicht für unser Vorhaben. Wir haben verschiedene Unternehmen, die mit Wolle zu tun haben, kontaktiert, Ihnen von unserem Vorhaben berichtet und um Wollspenden gebeten. Außerdem haben wir in unserem Wohngebiet kleine Plakate mit der Bitte um Wollspenden aufgehängt. Einige Wollspenden sind bereits bei uns eingegangen und wurden sofort an die Kinder und Pädagog*innen verteilt.

Wie kann man sich das vorstellen: Auf welche Weise kommt am Ende die 172 Kilometer lange Luftmasche an einem Stück zustande?

Die abgelieferten Knäule werden von uns an einer Messstation vermessen. Anschließend werden sie auf Bälle gewickelt. Die Kinder wickeln auf eine von einem Vater unserer Schule angefertigten Wickelmaschine. Wenn der Weltrekord final vermessen wird (von einem unabhängigen Sachverständigen) müssen alle Knäule erneut abgewickelt / aufgewickelt werden, dabei werden dann alle Schnüre miteinander verknotet. Dies ist leider vorher so nicht möglich. Da ein Riesenball unmöglich zu transportieren wäre. Zur Orientierung: 180 km sind umgerechnet ca. 300 Kilogramm.

Mitmachen können alle unsere Kinder samt Eltern, Großeltern, Tanten und Onkel.

Wer hat bei diesem Projekt alles mitgemacht?

Mitmachen können alle unsere Kinder samt Eltern, Großeltern, Tanten und Onkel. Das ist ja gerade das Besondere an unserer Aktion, dass sie die Generationen verbindet und dafür sorgt, dass sich insbesondere ältere Menschen wieder gebraucht fühlen und mit Begeisterung an der Verwirklichung einer Idee mitwirken können.

Welche Verwendung findet die viele Wolle am Ende der Aktion?

Wir haben bereits Ideen, wie wir die Unmengen an Wolle sinnvoll verwenden können. Unser Hauptziel wird die Herstellung von Decken sein, die wir dann spenden können.

Darüber hinaus sind wir auch aus einem weiteren Grund dankbar für jeden Meter gehäkelter Luftmaschen: In diesem Jahr kann unser Adventsmarkt, dessen Einnahmen wir in den vergangenen Jahren zugunsten des Kinderhospizes Sonnenhof gespendet hatten, leider nicht stattfinden. Unsere Schüler*innen hatten aber eine tolle Idee und schlugen ihren Eltern eine Wette vor. „Wetten, ihr schafft es nicht, 5 Cent pro Meter an das Kinderhospiz zu spenden“. Insgesamt konnte eine Summe von 3.158,77 Euro erhäkelt und als Spende übergeben werden (mehr dazu in diesem Beitrag).

 

Vielen Dank für die tollen Einblicke in das Projekt.

knipp@best-sabel.de
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